Eines Tages begegnete der Teufel Kitta Grau.
»Wo
bist du gewesen, Alter?« fragte Kitta Grau, denn sie kannte ihn.
»Ja,« sagte
der Böse, »ich war da draußen auf dem Bauerngut bei den neuverheirateten
Eheleuten. Nun habe ich schon zum dritten Male versucht, Unfrieden zwischen
ihnen zu säen, aber sie haben einander so gern, dass es rein unmöglich ist.«
»Du redest wie ein ganz dummer Kerl. Das wollte ich aufs erste Mal fertig
bringen,« sagte Kitta Grau.
»Wenn du das kannst, sollst du ein Paar prächtige
Schuhe haben,« gab der Böse zurück.
»Halt nur Wort,« sagte Kitta und wandte
sich auf den Bauernhof.
Da war die Frau allein zu Hause, denn der Mann war in
den Wald gefahren. Da sagte Kitta zu der jungen Frau:
»Du hast aber wirklich
einen guten Mann.«
»Ja wahrhaftig,« gab die Frau zurück, »denn er tut mir,
was er mir nur an den Augen absehen kann.«
»Aber glaube mir,« sagte Kitta,
»es ist doch ein bisschen Falschheit in ihm. Er hat ein paar lange Haare unter
dem Kinn - wenn du mit einem Rasiermesser dahin kommen könntest und sie
abschneiden, während er schläft, so müsste die Bosheit ganz von ihm weichen.«
»Ja,« meinte die Frau, »wenn das helfen kann, so will ich nach dem Essen gewiss
achtgeben und es tun, denn da legt er sich immer hin und hält ein
Mittagsschläfchen.«
Da ging Kitta Grau hinaus in den Wald zu dem Mann und
sagte ihm guten Tag.
»Du hast aber wirklich eine gute Frau,« sagte Kitta.
»Sie könnte nicht besser sein,« sagte der Mann.
»Ja, aber du könntest dich
doch irren,« sagte Kitta. »Wenn du heimkommst, so hab acht, denn wenn du dein
Mittagsschläfchen halten willst, so hat sie im Sinn, dir den Hals abzuschneiden.
Schlaf nur ja nicht ein!«
Der Mann glaubte nicht mehr von der Sache, als er
wollte. Aber er dankte Kitta Grau doch für ihre Mühe.
Dann ging er heim und
aß zu Mittag, und dann legte er sich hin und tat, als ob er sogleich
einschliefe.
Da ging seine Frau hinaus an sein Rasierzeug, nahm das Messer
heraus, kam ganz leise an ihn heran und fasste ihn mit der Hand unter dem Kinn.
Da fuhr der Mann auf.
»Willst du mich ermorden?« schrie er und hieb auf die
Frau los, dass sie der Länge nach zu Boden fiel.
Und von diesem Tage an war
niemals mehr Frieden im Hause. Nun sollte Kitta Grau ihren Lohn vom Bösen
bekommen. Aber er hatte so Angst vor ihr, dass er ihr die Schuhe nur zu geben
sich traute, als er auf der einen Seite eines Flusses und sie auf der anderen
stand, und dann reichte er sie an einer langen Stange hinüber.
»Du bist viel
ärger als ich,« sagte er zu Kitta Grau.
[Schweden: Clara
Stroebe: Nordische Volksmärchen]
Quelle:
http://maerchenbasar.de/der-boese-und-kitta-grau-4276.html