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Nachtrabe

Kreide auf Papier, 45x57 cm; unten links signiert "Basler-Kopp";
unten rechts betitelt "Nachtrabe"
In Privatbesitz in Böckten BL

Nach der einschlägigen Literatur handelt es sich beim sagenumwobenen „Nachtraben“ höchstwahrscheinlich um den in Europa praktisch ausgestorbenen Waldrappen, auch wenn im Laufe der Zeit mehrere andere Deutungen vorgeschlagen worden sind, wie z.B. der Graureiher.

Welche der vielen Sagen und Fabeln, in denen ein Nachtrabe vorkommt, Basler als Motiv für seine Kreidezeichnung gedient hat, ist nicht sicher. Eine sehr wahrscheinliche Deutung ist das hier wiedergegebene, fürchterliche Gedicht von Heinrich Heine. Ob dieser das Lied, wie er schreibt, lediglich mitteilt oder es selber verfasst hat, bleibe dahingestellt. Die Szene, wie auf dem Bild dargestellt, zeigt „German, den fröhlichen Helden“, an den Klippen „im scharlachroten Gewande“. Offenbar ist die schauerliche Szene, bei der der Rabe German das rechte Auge aushackt und sein Herzblut trinkt, vorbei, wie aus der Haltung des Helden geschlossen werden muss.

Basler hat gelegentlich, glücklicherweise nicht allzu oft, schauerliche, blutige Szenen als Motive gewählt, hier allerdings, ebenfalls glücklicherweise, sehr symbolhaft in umgesetzt. Kennt man die Geschichte nicht, würde man so etwas hier wohl nicht vermuten.

Interessant ist bei dieser Nachtraben-Sage übrigens ihre Verflechtung mit Gedankengut aus den Schwanenjungfrauen-Sagen: Auch dort kommt das Motiv, dass ungeborene Kinder als Pfand für Erlösungen oder Verschonung vor Unheil verlangt werden, vor, und umgekehrt erhält der Held hier im Nachtraben-Lied von seiner Mutter ein Federgewand zum Fliegen, wie dies sonst die Schwanenjungfrauen besitzen.