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Die Zaubergeige

Öl auf Leinwand; unten rechts signiert "Basler-Kopp";
Verso auf dem Rahmen: handschriftliche Künstleretikette "Basler-Kopp"; "Brambergstrasse 11"; "Die Zaubergeige" und auf dem Keilrahmen: "Eigentum von Gertrud Bieder, Luzern", sowie "Zaubergeiger"; "Fr 700 netto"; "Basler-Kopp"
In Privatbesitz in Luzern

Das Gemälde hat gemäss den Etiketten auf der Rückseite von Rahmen und Chassis, gewollt oder ungewollt, zwei Bezeichnungen,  nämlich "Die Zaubergeige" und "Zaubergeiger". Sie stammen beide, wie aus der Handschrift zu ersehen ist, von Basler selber. Es ist also ungewiss, wo das hier illustrierte Märchen, und um ein solches handelt es sich hier mit grösster Sicherheit, auch wenn wir die literarische Quelle bisher nicht gefunden haben, die Zauberkraft ansiedelt, beim Geiger oder bei der Geige. Aus der allerdings ziemlich ungelenken Art und Weise wie der Mann im Vordergrund (von einem Geiger im eigentlichen Sinne wollen wir denn doch nicht sprechen) das subtile Gerät und den Bogen in den - immerhin jeweils richtigen - Händen hält, schliessen wir wohl mit Recht, dass hier die übersinnliche Fähigkeit, die Zuhörer durch ihre Klänge zum Tanzen zu bringen, der Geige innewohnt, ähnlich wie im Grimm'schen "Tischchen deck dich" der berühmte Knüppel ja bekanntlich auch ohne Zutun des Gesellen auf blossen Zuruf hin die Leute zum Hüpfen und Springen brachte, wenn auch auf seine eigene, etwas rüdere Art.

Was Basler uns hier auf den ersten Blick wie ein unkomponiertes, flächiges Nebeneinander von Figuren für ein Lesebuch der Unterstufe vorsetzt, erweist sich beim näheren, aufmerksamen Betrachten als ein gekonnter Kunstgriff: Wenn der Betrachter sich gewahr wird, dass er wie von einem Fenster oder einer Bühne herab auf die Szene blickt - die vorderen Figuren sind durch das Fenstergesims oder die Bühnenkante teilweise verdeckt - wird, was vorher wie ein leerer, langweiliger Hintergrund erschien, in Wirklichkeit zum Boden, auf welchem die tanzenden Figuren ihren turbulenten Ringel-Reihen aufführen, und es entsteht plötzlich auf dem zunächst so flächigen Bild eine tiefe, räumliche Wirkung.

Die Tatsache, dass Basler auf einer Rückseiten-Etikette als seine Adresse die Brambergstrasse 11 nennt, wo er im März 1927 eingezogen ist, bedeutet nicht zwangsläufig, dass das Bild erst in seiner Brambergerzeit entstanden ist. Wir halten das Gemälde vielmehr für ein Werk aus relativ früher Zeit, immerhin aber nach seiner Verheiratung im März 1905.

Frau Dr. phil. Gertrud Bieder, in deren Besitz sich das Bild offenbar einmal befunden hat, war Lehrerin an den höheren Stadtschulen. Basler stand mit ihr, wie aus seiner Korrespondenz mit dem Sauerländer-Verlag hervorgeht, mindestens im Zusammenhang mit der Rezension der Schweizersagen zu Handen der Luzerner Presse in regem Kontakt.