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Beckibüezer

Farbstift auf Papier, 23.8x16.3 cm
Im unteren Teil des Bildes (Sitzbank) rechts signiert
Unter dem Bild in der (Sütterlin-)Handschrift von Julia Basler-Kopp: "Vergangene Zeiten: Beckibüezer"
Rückseite links unten: "Weisser Rahmen"
In Privatbesitz in Memphis, Tennessee, USA

Ein "Büezer" im heutigen Sprachgebrauch vieler Schweizerischer Dialekte bedeutet "einfacher Arbeiter" oder gar "armer Schlucker". Die ursprünglichere Bedeutung von "büezen" allerdings heisst "nähen" oder auch "flicken". Der "Beckibüezer" war eine Figur wie der Schirmflicker, der Scherenschleifer und der Chessiflicker und kam als solcher oder auch als "Chachelifuerme" ähnlich wie die Hausierer, Mauser und Klauenputzer von Zeit zu Zeit bei den Haushaltungen und auf den Höfen vorbei und bot seine Dienste an.

Die Beckibüezer besassen spezielles Werkzeug, vor allem Bohrer und Nägel, und das nötige Geschick, mit denen sie zerbrochene Töpfe wieder zusammenflicken und dichten konnten. Auf der wunderschönen, nebenstehenden Zeichnung von Basler-Kopp ist der Mann offenbar gerade dabei, mit seinem Bohrer ein Loch in eine Scherbe zu bohren. Deutlich zu sehen ist, dass die Bohrtiefe des Bohrers der Dicke des Werkstücks angepasst begrenzt ist, damit er das Werkstück nicht etwa durchbohrt. Auf der "schönen" Seite sollte man ja von der Flickerei nichts sehen. Das eigentliche Kunststück aber bestand darin, die Scherbe alsdann in der Bruchstelle mit der nötigen Vorspannung der Nägel wieder einzufügen und so eine haltbare und dichte Verbindung  herzustellen.

Wann die Zeichnung entstand ist nicht bekannt. Sie gelangte aus leider noch nicht bekannter Quelle in die stille Auktion vom 19.-24. November 2003 beim Auktionshaus Fischer, Luzern, wo sie durch einen Kunsthändler erworben und später an den heutigen Besitzer weiterverkauft wurde.

Von einem Kunst- und Antiquitätenhaus in der Romandie erhielten wir zwei Aufnahmen eines blauen Tellers, der offensichtlich genau nach dieser alten Technik repariert worden ist. Auf dem einen Bild ist die "schöne", nämlich dekorierte Seite zu sehen, auf dem anderen die "linke" Seite mit den Nägeln, die die beiden Bruchstücke so zusammenhalten, dass der Bruch auf der bemalten Seite nur noch schwach in der inneren Rosette zu sehen ist.